Random Ramblings & Rantings

August 12, 2007

Ahorn+Bären=Canada?

Filed under: Alle deutschen Beiträge,Uncategorized — ramran @ 5:54 pm

Viel mehr als Ahorn und Bären fiel mir erstmal nicht zu Kanada ein, bevor ich kürzlich die Koffer packte und hinfuhr. Auch wenn man eine Weile überlegt, was Kanada so auszeichnet oder was dort so passiert, kommt erstmal lange nichts.

Der kurze Aufenthalt lehrte mich aber (natürlich) eines Besseren. Ahornbäume und Ahornsirup sind tatsächlich allerorts und bestimmen Landschaftsbild und Shoppingdüfte. Aber dann sind da auch die Niagara-Fälle mit ihrer ungemeinen Dramatik. Der Weg dorthin ist gemächlich; es gehtvorbei an Blumenschauen und kleinen Kapellen. Dann aber sieht man den Wasserqualm aufsteigen, den die sambischen Einwohner nahe der afrikanischen Viktoria-Fälle bildhaft als Mosi-o-Tunya bezeichnen: “Der Qualm, der donnert”. 

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  Niagara Falls

Die Niagara-Fälle sind kleiner als die Viktoria-Fälle, aber sie sind ebenso schön und eindrucksvoll. Im Sonnenschein hält sich ein Regenbogen wacker im Tosen der stürzenden Wassermassen. Kormorane und Möwen fliegen spasshaft in die Aufwinde, lassen sich ohne Flügelschlag über die Bruchkante heben und dabei ordentlich einfeuchten.

Vineyard

Und Kanada, gerade die Region um die Niagara-Fälle, ist reich an Wein. Riessling, Sauvignon Blanc, Merlot und viele der üblichen Rebsorten reifen im kanadischen Sommer. Den Winter überstehen sie dagegen nur durch wärmende Ventilatoren. Weinkellereien laden Besucher allerorts ein zu Führungen und Weinproben. Dabei durfte ich dann auch die für mich leider zu schmalbrüstigen Weine kennenlernen. Ich brauche es etwas gewichtiger; einen Wein zum Beispiel, der der Würze meiner Zigarre Paroli bieten kann.

Wine

Und dann brachte mich Kanada schliesslich auch näher an ein Thema, das ich als gebürtiger Mitteleuropäer und Wahlasiate ansonsten in der Tagespresse nur gestreift hätte: Das russische Fähnlein unter dem Nordpol! Alle belächeln, gerade auch die Kanadier, dass eine russische Expedition ein Titan-Fähnchen der Föderation unter dem schmelzenden Eis anbrachte, um Ansprüche auf die natürlichen Ressourcen der Arktis anzumelden. Was ich aber erst hier lernte: die Kanadier schicken nun ihrerseits eine Expedition ins Eis, selbst der Premierminister wird zugegen sein. Und dann folgen auch die US-Amerikaner auf ihren Schiffen.

Es beginnt ein “Wettrüsten” der Eisbrecher, deren Schlagkraft in der Dicke der gebrochenen Eisschollen gemessen wird. Wie andernorts, haben wohl auch hier die USA die stärksten “Waffen”. Deren Eisbrecher kommen auch noch durch 2 Meter dickes Eis. Ich bin sicher, der Konflikt wird weiter schwelen. Er wird uns sicher immer dann über die Medien in die Augen springen, wenn sich eine der Parteien qua Medienberichterstattung einen politischen Vortreil verspricht. Das dürfen wir wohl auch als Ursache der russischen Expedition annehmen.

Schließlich bietet die kanadische Innenpolitik ein interessantes Thema: die Provinz Quebec, die sich als französisch-sprachige Entität gerne von Kanada lossagen möchte. Nun gibt es ein Gesetz Nr. 101 zur Sprachregelung in dieser Provinz. Leider kenne ich dieses Gesetz nicht, aber es hat wohl laut jüngster Untersuchungen dazu geführt, dass französischsprachige Quebecer, die immer zu den geringerverdienenden Einkommengruppen gehörten, hohe Einkommenszuwächse erzielten, sofern sie das Englische als zweite Sprache erlernten. Die Wohlstandsgewinne sind beträchtlich und zu einem grossen Teil – jedenfalls laut hiesiger Zeitung – auf den Spracherwerb zurückzuführen. 

Da ich mich in Malaysia viel mit der Frage beschäftigte, wie die Sicherung kultureller Identität durch muttersprachliche Erziehung vereinbart werden kann mit dem Ziel der nationalen Integration und individueller Wettbewerbsfähigkeit durch Erziehung in der lingua franca, gab mir die kanadische Diskussion die Anregung, mich näher mit dem Thema zu befassen und gerade auch internationale Vergleiche anzustellen. Vielleicht haben ja auch Leser dieses Blogs Anregungen zum Thema.

Wenn wir bei Kanada also impulshaft an Lachs-fischende Bären in grünen Ahornwäldern denken: es ist also nicht alles nur grün und friedlich im Lande Kanada.  Es ist aber mit Sicherheit ein Land, das jemanden wie mich, der gerade aus Koffern lebt und etwas entwurzelt dasteht,  tief Atem holen lässt.

June 29, 2007

Extremism and Identity

Filed under: All English entries,Books'n stuff,Identity — ramran @ 11:05 am

Earlier I wrote how globalisation makes it harder to find one’s own distinct identity. Europeans struggle how to protect their Christian heritage while recognizing the demands of 20 million Muslim immigrants. Asians fear the “Coca-colanization” of their countries and the growing dominance of Western life style. Some people take it to the extreme. They turn hostile to alien influences or become aggressively xenophobic.

Coca Colanisation

However, the struggle of extremists only partially responds to the forces of globalization. It is born and bred vis-à-vis the background of domestic society. I remember clearly, when the communist Red Army Faction waged an armed war against German political and industrial leaders in the 1970s. And by now, the most prominent extremists in the world are, of course, radical Muslims in Islamic countries.

But what makes people join these extremist movements? And what does the search for identity have to do with it? Convincing answers were given in the books of two acclaimed authors from Germany and Egypt.

Timm, Heisser SommerUwe Timm published his novel Heißer Sommer back in 1974. The main protagonist of his novel is Ullrich, a student without much idea what to do with his life. Just as many students of the time, he relies on the small wealth of his parents while wondering whether he fits into German society. He feels something is wrong with either him or society. Increasingly, he feels justified to doubt society more than himself, because the German police just shot and killed a student in Berlin who protested against the repressive political regime in Persia. And how can you anyway become part of a system that kills innocent villagers in Vietnam?

Without finding the answer, Ullrich is drawn to other students, who feel the same discomfort with society, and who confidently resist the pressure to conform. Only here does he experience a sense of belonging, so he soon delves fully into the fugitive lifestyle of an alternative subculture. And when the leaders of the socialist student movement explain to Ullrich, how those political events are systematically linked to the capitalist system, he develops a moral obligation to fight against this system by means of violence.

Alaa Al Aswamy, Yacoubian BuildingAlmost 30 years later, in 2002, Alaa Al Aswany published a novel about modern Egyptian society, which strikes the same chord. In The Yacoubian Building he portrays the poor student Taha el Shazli, who is the son of the building’s doorkeeper. Taha studies hard, since he is eager to join the police force, but his application to join the Police Academy is rejected by “three generals with their huge flabby bodies, white suits, shiny brass buttons, signs of rank, and glittering decorations on their chests and shoulders”. His honest answer that his father was a property guard made them reject the application and took all he ever wanted.

So, Taha studies at Cairo University where, “jut as oil separates from water and forms a distinct layer on top, so the rich students separated themselves from the poor”. Taha becomes a member of the impoverished mosque group, which consists of devout Muslims like him. Just like Ullrich in Hamburg 30 years earlier, Taha develops a sense of belonging and delves into the fugitive lifestyle of the Islamic subculture. Yet, confronted with events in Palestine and Iraq, the comfort to lead an alternative life is not enough. It soon turns into the moral obligation to fight the infidels and their collaborators in Egypt. Under the leadership of Sheikh Shakir he follows the battle cry “Islamic! Islamic! Not socialist and not democratic!” and joins the armed forces of the extremists.

Both stories, the characters of Ullrich and Taha, are similar and the comparison allows for many insights. Regardless of culture of religion, the followers of political extremists are often people who feel alienated and lack a sense of identity.

Radical leaders have it easy to instill in their disgruntled followers a sense of belonging to a comfortable niche outside our modern world.

June 10, 2007

Safranski, Rüdiger, Wieviel Globalisierung verträgt der Mensch?

Filed under: Alle deutschen Beiträge,Books'n stuff,Identity — ramran @ 5:13 am

Und weiter zum Thema Identität: Der Wahrnehmung von außen stellen wir unsere eigenen Präferenzen, unsere bevorzugte Eigenwahrnehmung entgegen. Wir versuchen uns im Dickicht der äußeren Bilder zu behaupten. Wie aber die eigene Geschichte erzählen und von den anderen unterscheiden, wenn Fernsehen, Kino und Journale immerfort andere Geschichten zum Leitmotiv der Lebensführung machen?

Safranski, Wieviel Globalisierung verträgt der Mensch?

Der Philosoph Safranski faßt dies in seinem kurzen Werk “Wieviel Globalisierung verträgt der Mensch?” prägnant zusammen. “Der Mensch, statt Geschichte zu machen, ist in Geschichten verstrickt. Geschichte ist ein Gewimmel aus Geschichten und daher notorisch unübersichtlich. Hier eine Lichtung schlagen, bedeutet, im Gewimmel der Geschichten die eigene Geschichte entdecken, energisch festhalten und ihren Faden fortspinnen. Verhaltens- und Denkweisen pflegen, die zur globalistischen Hysterie nicht recht passen wollen.” (110-111)

Das Problem begann sicher schon lange vor der “globalistischen Hysterie”. Allein die Literatur ist angefüllt mit künstlerischen Schicksalen, die verzweifelt versuchten, ihre Lichtungen zu behaupten. Heute aber werden Bilder und Geschichten weit feinmaschiger kommuniziert. Das Individuum hat es schwerer, sich derer zu erwehren. Insofern kann man Safranksi zustimmen, wenn er feststellt, “der Globalismus ist ein Symptom der Überforderung.” Das Dickicht der Bilder ist enger geworden. “Der Globalismus macht die Räume eng und dort wo er wirklich sensibel, moralisch und verantwortungsvoll ist, türmt er Problemgebirge auf, an denen man verzweifeln kann.” (72)

Safranksi kommt zu dem fatalen Ergebnis “Die Globalisierung hält offenbar kein Mensch aus, darum die Einmauerung in Ideologien (Neoliberalismus, Multikulturalismus usw.) und die Flucht in Untergangs- und Rettungsphantasien.” (72) Er eröffnet damit eine Ursachenanalyse für eine ganze Bandbreite von Bewegungen. Sicher spielt die Globalisierung eine wichtige Rolle bei der individuellen Identitätssuche. Es bleibt aber fraglich, ob sie allein ausreicht, diese zu erklären.

June 8, 2007

Mirror, mirror on the wall, what is my identity at all?

Filed under: All English entries,Identity — ramran @ 1:23 pm

Mirror, mirror on the wall…

What, if I ask my mirror whether I am a white urban male?

 

I guess I would be much surprised if the mirror answered anything else than: “You are!” But while I am being identified that way, do I see myself well represented by those categories? Well, whether I like it or not, my identity is not only established through my own perception of myself, but also through categories established by others.

Leading an expatriate life in Thailand, the difference between my own and other people’s perception of my identity has become blatantly obvious. Given the urge of Thais to underline the differences between Thailand and the rest of the world, I am most of all “Not Thai”. This category of people is usually identified with not understanding or being ignorant of the intricacies of Thai language, customs, religion or politics. The fact that I am a “male non Thai” makes every other taxi driver in Bangkok and probably quite a few others believe that I am actually wanting to go out with a Thai girl. Finally, being a “white male non Thai”, raises the probability that I am also financially attractive to those girls. Assumptions of this kind are – as a matter of fact – alienating! They do create a large gap between locals and expats, and, on top of that, they are overly simplistic and do not reveal all other components of individual identities!

Meanwhile, much can be said about the willingness of “white male non Thais” to adopt this single-issue approach to identify Thai people and especially their younger females. Socially acccepted ignorance is deceiving, especially if it helps finding a – probably much younger – girlfriend.

Identities are multi-facetted. I am not only white, urban and male, I am also a brother, a husband, I have a job, a certain education, I love foods and wines, I follow a certain religion, I collect things or have other hobbies. All these components have a respective weight in my identity; they weigh either more or less in a different social context. It seems so obvious.

After many years I have grown tired of seeing couples breaking up because finally the man discovers all other facets of his partners identity, or because the women comes to realise that, back home the white urban male may only come with a pot belly, and nothing else.

May 31, 2007

Daniel Kehlmann, Mahlers Zeit. Roman

Filed under: Alle deutschen Beiträge,Books'n stuff — ramran @ 8:04 am

Was wäre, wenn die Zeit endlich wäre?

Mahlers Zeit

Wenn die Zeit nicht mehr die Achse ist, die allen Entwicklungen der Welt die Richtung gibt? Was würde aus den Naturgesetzen, wenn Dr. Mahler seine Entdeckung preisgäbe, die das Gesetz der Zeit aufhebt?

Kehlmann nimmt den Leser mit auf eine schwindelerregende Talfahrt in die Wirrungen des Geistes. Mit ihrer zunehmender Hast packt die Erzählung den Leser und hält ihn im Bann. Geschickt entwickelt Kehlmann die Persönlichkeit des Physikers Mahler bis ein stimmiges, facettenreiches Bild des Genies entsteht, das in den Wahn entgleitet. Mitmenschen wirken schemenhaft durch den wahnhaften Nebel und sind Teil der Bedrohung und Ursache der wachsenden Ängste.

Elias Canetti mag mit seiner „Blendung“ Pate gestanden haben, aber Kehlmann schaffts auf kleinstem Raume und mit gestrafftem Spannungsbogen. Wie auf einem Seziertisch läßt er den Wahn des Physikers entstehen, wobei er es geschickt versteht, die Realität, diese konstituierende Antithese des Wahns, in kurzen Wendungen auch dem Leser fraglich erscheinen zu lassen.

Das Buch des jungen deutschen Autors zeugt von großem Talent und Kreativität. Es ist unbedingt lesenswert.

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